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Schwellenländer am Scheideweg

... von Alberto J. Boquin, Senior Research Analyst der Legg-Mason-Boutique Brandywine Global

Der Markt unterscheidet die Emerging Markets in Länder mit niedrigen Risikoaufschlägen einerseits und solchen, die fast zweistellige Renditen bieten. „Die nächsten Monate werden für einige große Emittenten richtungsweisend“, sagt Alberto J. Boquin, Senior Research Analyst der Legg-Mason-Boutique Brandywine Global.

Den typischen Schwellenländer-Bond gibt es nicht, heute noch viel weniger als vor der Corona-Pandemie. Dieser Meinung ist Alberto J. Boquin, Senior Research Analyst der Legg-Mason-Boutique Brandywine Global. Obwohl gängige Benchmarks für Schwellenländer-Bonds, wie der JP Morgan Emerging Market Local Currency Index, langfristig schwindende Renditen suggerieren, ist das nur der erste Eindruck. „Blickt man auf die einzelnen Emittenten, so wird klar, dass uns die gemittelte Rendite bei Emerging-Market-Bonds in die Irre führt. Tatsächlich divergieren die Renditen sehr stark. Emittenten mit höherer Qualität nähern sich eher den für Industrieländer typischen Zinssätzen an, während Volkswirtschaften mit einigen strukturellen Schwächen auch heute hohe einstellige Renditen bieten“, erklärt Boquin.

Von schlagkräftigen Institutionen und der Inflation


Um diese beiden Gruppen unterscheiden zu können, blicken die Experten von Brandywine Global auf verschiedene Merkmale. „Entscheidend ist, wie sehr sich eine Volkswirtschaft gegen die Inflation stemmen kann. Dabei gilt es, neben den Preisen für Energie, auch den lokalen Wirtschaftszyklus zu berücksichtigen. Manche Schwellenländer haben eine durchschnittliche Restlaufzeit ihrer Schulden von mehr als zehn Jahren, während andere Länder Kredite nur mit sehr kurzen Laufzeiten aufnehmen können“, so Boquin und verweist auf Brasilien, Argentinien oder die Türkei.

Neben der Fähigkeit, die Inflation zu bekämpfen, spielt auch die Finanzpolitik eine wichtige Rolle. Kann eine Volkswirtschaft eine wirtschaftliche Abkühlung nicht überstehen, ohne Gefahr zu laufen, ihre Schulden nicht mehr bedienen zu können, steigen die Risikoprämien unabhängig von den möglicherweise niedrigen Zinsen der jeweiligen Notenbank. „Wenn die Geldpolitik aufgrund der Haushaltslage als nicht nachhaltig bewertet wird, preist der Markt schon frühzeitig Zinserhöhungen ein“, weiß der Brandywine-Global-Analyst.

Als dritten Faktor hat Boquin die Qualität von Institutionen identifiziert. Wenn Notenbanken oder Ministerien verlässlich arbeiten, verlangt der Markt langfristig wieder geringere Risikoaufschläge. „Wichtig ist dabei, dass sich Anleger auf die Qualität der Institutionen verlassen und weniger auf bestimmte Akteure. Verlässliche Strukturen sind wichtiger als die vermeintliche Glaubwürdigkeit von Notenbank-Präsidenten oder Ministern“, findet Boquin. Die Analyse der Institutionen kann also wichtige Hinweise darauf geben, ob ein Land mit den finanzpolitischen Herausforderungen im Zuge der Pandemie auch umgehen kann.
 
Große Volkswirtschaften vor richtungsweisenden Entscheidungen

„Auch nach der Covid-19-Krise wird das Feld der Schwellenländer-Anleihen heterogen bleiben“, glaubt Boquin. „Die Märkte werden zwischen den Emittenten unterscheiden, die die Folgen der Pandemie langfristig korrigieren, und denen, die die Krise nur als Entschuldigung für fiskalische und monetäre Fehltritte ins Feld führen.“ Das Anlage-Universum der Schwellenländer-Anleihen dürfte also noch lange zweigeteilt bleiben. „Viele große Volkswirtschaften befinden sich aktuell zwischen beiden Polen und werden sich in den kommenden Monaten in die eine oder andere Richtung entwickeln“, sagt Boquin.

 

Veröffentlicht am: 02.07.2020

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