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Dienstag, 16. April 2024
   
 

Schizophrenie an den Märkten

Analyse von Olivier de Berranger, Chief Investment Officer bei LFDE - La Financière de l’Échiquier


Obwohl die Fed noch vor der nächsten turnusmäßigen Sitzung am 17. und 18. März ihre Leitzinsen um 0,5 Prozent gesenkt hat, beendeten die Märkte für Risikoanlagen die vergangene Woche im Minus – ein überraschendes Ergebnis, angesichts der Tatsachte, dass eine solche Senkung üblicherweise einen Stimulus für die Märkte darstellt.

Diesmal konnte die Ankündigung die Anleger trotz kurzzeitiger Euphorie jedoch nicht überzeugen und zog die Indizes sogar nach unten. Auch wenn diese Reaktion zunächst verwundern dürfte, gibt es hierfür aus unserer Sicht drei Ursachen.

Zunächst einmal besteht ein psychologischer Markteffekt: Anleger tendieren dazu, Aussichten zu kaufen und die tatsächliche Ankündigung zu verkaufen. Sie hatten das implizite Versprechen in den Äußerungen von Jerome Powell kaum verdaut, da handelte die Fed bereits außerplanmäßig und erwischte den Markt auf dem falschen Fuß. Den Marktteilnehmern wäre es wohl lieber gewesen, die Zentralbank hätte vor ihrer Intervention noch häufiger kommuniziert.

Überdies warfen der Umfang der Zinssenkung und der für die Ankündigung gewählte Zeitpunkt Fragen auf. Letztmals war die Fed im Oktober 2008, drei Wochen nach der Pleite von Lehman Brothers, auf diese Weise vorgegangen. Daher kann eine derartige Maßnahme für manche Anleger ein Fingerzeig sein, dass die Lage ernster ist, als sie scheint. Für andere erscheint das wenig stichhaltig. Zwar sind die tatsächlichen Folgen der Coronavirus-Epidemie für die Wirtschaft schwierig zu bemessen und wurden möglicherweise unterschätzt. Doch nach unserer Auffassung hat sich die Beziehung zwischen Zentralbanken, Wirtschaft und Märkten im letzten Konjunkturzyklus tiefgreifend verändert. Die Märkte sind zweifelsohne in eine Art Abhängigkeit von den Maßnahmen der Zentralbanken geraten. Dies gilt jedoch auch umgekehrt, und die Intervention der Fed scheint uns eher das Ergebnis einer etwaig überzogenen Prävention zu sein als die Reaktion auf eine noch unsichtbare Katastrophe.

Darüber hinaus, und dies ist ohne Zweifel das stärkste Argument, hinterfragt der Markt allmählich die Wirksamkeit der geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen, wenn sie nicht mit staatlichen Konjunkturpaketen und direkten Hilfen für die Wirtschaft einhergehen. Diese Befürchtung wird verstärkt durch den Wahlkampf in den USA, der für die Durchsetzung umfangreicher Maßnahmen wenig förderlich ist, wie auch durch die Politik in Europa, die Zweifel an der Fähigkeit zu einer koordinierten Reaktion aufkommen lässt. Die Staaten stehen umso mehr im Rampenlicht, als eine vorbeugende Überreaktion ihrerseits (massive Schließungen, Verkehrsbeschränkungen usw.) nicht völlig ausgeschlossen werden kann und die negativen Folgen für das Wachstum verstärken würde.

Das Jahr 2019 war für die Aktienmärkte ein außergewöhnliches Jahr, in dem sie ohne spürbares Wachstum der Unternehmensgewinne um 20 bis 30 Prozent zulegten. Die eingangs genannten Faktoren verstärken daher die emotionale Dimension der Epidemie, auch wenn einige eher psychologischer Natur und weniger greifbar sind als andere. Obwohl wir in die wirtschaftlichen Fundamentaldaten und die Reaktionsfähigkeit der Zentralbanken und Staaten weiterhin Vertrauen haben, ist das Risiko, dass die Märkte in eine Baisse abrutschen, durchaus gegeben. Sollte dies eintreten, ist Disziplin gefragt.

Langfristig orientierte Anleger müssen dann Geduld aufbringen und bei der Anlage in Qualitätstiteln von Bewertungsabschlägen profitieren. Vermögensverwalter werden agil und besonnen handeln müssen. In beiden Fällen gilt: keine Panik! Denn über einen Anlagehorizont von mehreren Jahren macht die Börse Korrekturen von 10 oder 20 Prozent wieder wett.

 

Veröffentlicht am: 10.03.2020

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