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Freitag, 19. April 2024
   
 

Klimaverträgliche Wirtschaftshilfen vonnöten

Gerhard Wagner, Senior Portfolio Manager Nachhaltige Anlagen bei Swisscanto Invest

Die Coronakrise führte zu einer paradoxen Situation. Einerseits sind die Klimakrise und Bewegungen wie „Fridays for Future“ in den Hintergrund gedrängt worden. Andererseits machten die weltweiten Lockdowns viele Menschen unfreiwillig zu Klimaschützern, weil unter anderem deutlich weniger geflogen und gereist worden ist.

Nach aktuellen Schätzungen der Internationalen Energieagentur IEA werden die CO2-Emissionen im laufenden Jahr weltweit in der Größenordnung von zwei bis 2,5 Gigatonnen CO2sinken – dies entspricht etwas mehr als fünf Prozent der jährlichen CO2-Emissionen.

„Die Frage ist nun, ob das Jahr 2020 bei den CO2-Emissionen nur eine Delle in der weiter nach oben weisenden CO2-Emissionskurve sein wird .Oder ob es gelingt, die CO2-Emissionen jährlich um mindestens vier Prozent zu senken. Dies wäre notwendig, um das Klimaschutzziel von Paris zu erreichen. Einiges hängt davon ab, inwiefern die wegen der Coronakrise notwendigen Konjunkturprogramme klimaverträglich ausgestaltet werden. Denn für den Klimaschutz sind Anreize notwendig, damit ineffiziente Gebäude saniert werden, die Elektromobilität sowie die Wasserstoffwirtschaft gefördert wird und der zügige Ausbau der erneuerbaren Energien voranschreitet“, sagt Gerhard Wagner, Senior Portfolio Manager Nachhaltige Anlagen bei Swisscanto Invest.

Lehren aus der Finanzkrise 2008/09


Der Vergleich mit der Finanzkrise von 2008/09 ist aufschlussreich: Damals sanken die CO2-Emissionen um 0,4 Gigatonnen. Zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise wurden weltweit Konjunkturpakete von 3,3 Billionen US-Dollar (USD) geschnürt, von denen 16 Prozent beziehungsweise 522 Milliarden USD in grüne Konjunkturprogramme flossen - der größte Anteil davon in Asien. Im Fokus standen dabei die Strom- und Wasserinfrastruktur sowie die erneuerbaren Energien.

„Bezüglich Klimaschutz waren die Hilfsprogramme unter dem Strich aber nicht ausreichend. Im Jahr 2010 stiegen die CO2-Emissionen um 1,7 Gigatonnen auf neue Höchststände. Mit Abwrackprämien für Autos und dem Bau von Straßen lässt sich beim Klimaschutz kein Richtungswechsel vollziehen. Dies haben inzwischen auch die meisten Entscheidungsträger in der Politik realisiert“, so Wagner.

Exemplarisch für diesen Gesinnungswandel ist die Position des deutschen Wirtschaftsministers Peter Altmeier, der gerade jetzt während der Coronakrise klar Stellung bezieht und sagte: „Ich bin der Auffassung, dass wir Klimaschutz als die zentrale und vorrangige Herausforderung unserer Generation begreifen und auch entsprechend handeln müssen.“ Altmaier will mit einem "historischen Kompromiss" Klimaschutz und Wirtschaft zusammenbringen.

Mehr Geld für klimafreundliche Projekte

Gemäß einer Studie der Credit Suisse summieren sich die zur Bekämpfung der Coronakrise weltweit angekündigten Konjunkturprogramme auf rund zehn Billionen USD, rund dreimal mehr als während der Finanzkrise. Potenziell fließen rund fünf Billionen USD in klimafreundliche Projekte, also zehnmal mehr als in der Finanzkrise. Diese Zahl ist allerdings noch mit Unsicherheiten behaftet, insbesondere wegen den Entwicklungen in den USA. Sollte Demokrat Joe Biden zum US-Präsidenten gewählt werden, würde dieser im Gegensatz zu Donald Trump versuchen, die Dekarbonisierung der US-Wirtschaft gezielt voranzutreiben.

Der Weg in eine klimaneutrale Welt ist generell teuer. Alleine für die europäische Union rechnen Experten mit jährlichen Kosten von 250 bis 500 Milliarden Euro. Woher das Geld kommen soll, ist offiziell unklar. „Zwei Hauptgründe könnten unseres Erachtens zu steigenden CO2-Abgaben führen: Erstens ist sich der Großteil der Klimaökonomen einig, dass Klimaschutz ohne steigenden CO2-Preis nicht möglich ist. Zweitens müssen die Staaten ihre Ausgaben für Klimaschutz gegenfinanzieren. CO2-Abgaben dürften aber nur in Branchen erhoben werden, die nicht Teil eines CO2-Handels sind“, meint Wagner.

Ottmar Edenhofer, der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und Berater der deutschen Bundesregierung fordert bis zum Jahr 2030 CO2-Preise von 130 Euro pro Tonne um das Klimaziel von Paris zu erreichen. Ein solcher Preis würde enorme Auswirkungen auf den Wert von Unternehmen haben und im großen Stil Gewinner und Verlierer erzeugen. Die aktuellen CO2-Preise beim Emissionshandel der EU liegen zwischen 20 und 30 Euro.

Abschließend sagt Wagner: „Die Finanzmärkte beginnen die Risiken von steigenden CO2-Preisen zu berücksichtigen. Unklarheit besteht aber darüber, welche Annahmen über den Anstieg bei den CO2-Preisen getroffen werden sollen. Von der Entwicklung hin zu klimaverträglichen Wirtschaftshilfen profitieren je nach Region vor allem Bereiche wie die Gebäudesanierung, die Elektromobilität und die erneuerbaren Energien.“

 

Veröffentlicht am: 04.10.2020

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