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Im Fokus: Chinas Volkswirtschaft und Kapitalmärkte

Gute Anlagegelegenheiten im Jahr der Ratte – aber immer schön selektiv bleiben

Am Samstag beginnt in China das Jahr der Ratte. Den im Zeichen dieses Tieres Geborenen wird unter anderem ein gutes Gespür für lukrative Geschäfte nachgesagt.

In den kommenden zwölf Monaten dürften sich an den Kapitalmärkten der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt unserer Ansicht nach gute Gelegenheiten bieten, dieses Talent auch unter Beweis zu stellen. Der Hauptgrund für unsere Zuversicht ist dabei das unlängst mit den USA geschlossene „Phase 1“-Handelsabkommen, mit dem das Vertrauen in die Binnenwirtschaft wieder zunehmen wird. Darüber hinaus erwarten wir einen stabilen Wechselkurs des Renminbi. Zu einem Selbstläufer wird das Jahr der Ratte angesichts der fortbestehenden globalen Risiken allerdings wohl auch nicht werden. Daher sollten Anleger Fundamentaldaten und Bewertungsniveaus sehr genau analysieren und darauf basierend selektiv und taktisch vorgehen.

Beim Wachstum geht der Regierung Qualität vor Quantität.


Die Entwicklung der chinesischen Volkswirtschaft insgesamt ist unserer Ansicht nach von dem folgenden Muster gekennzeichnet: Zwar schwächt sich das Wachstum Jahr für Jahr ab, dafür steigt jedoch die Qualität kontinuierlich. Davon profitieren sowohl die privaten Haushalte als auch die Unternehmen. Konkret erwarten wir eine Verlangsamung des Wachstums des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für 2020 auf 5,8 Prozent und für 2021 auf 5,6 Prozent von 6,2 Prozent im vergangenen Jahr. Dies hängt nicht nur mit der geänderten Kreditvergabe zusammen, sondern auch mit den gestiegenen Zöllen, die ungeachtet des abgeschlossenen „Phase 1“-Handelsabkommens noch immer das verarbeitende Gewerbe betreffen. Doch wir sollten nicht auf diese nachlassende Dynamik starren, sondern uns darauf konzentrieren, wie China die Qualität des Wachstums anpasst.

Ein Beispiel dafür ist das Maßnahmenpaket seit Anfang des Jahres, das aus umfangreichen fiskalischen und monetären Anreizen besteht. So wurden die Steuern gesenkt und die Notenbank „People’s Bank of China“ reduzierte die Mindestreserveanforderungen für die Geschäftsbanken. Damit setzt die Regierung des Landes eine Politik fort, mit der sie zur Steigerung des Wohlstands der privaten Haushalte beitragen will. Und tatsächlich: Obwohl sich das BIP-Wachstum verlangsamt hat, hat sich das Pro-Kopf-Einkommen in China in den vergangenen zehn Jahren verzehnfacht. Dieser Wohlstandseffekt hat aufgrund der Größe der chinesischen Bevölkerung die Nachfrage in den Bereichen Bildung, Tourismus, Versicherung, Automobil und Konsum weltweit angekurbelt.

Gleichzeitig arbeitet das Land vor allem an seiner technologischen Unabhängigkeit. Von den fünf größten Anbietern, die eine 5G-Infrastruktur aufbauen werden, kommen zwei aus China. Die Unternehmen des Landes besitzen doppelt so viele wichtige Patente für 5G wie ihre Pendants aus den USA. Die Kehrseite des zunehmenden Wohlstands und der deutlicher werdenden Dominanz dürfte freilich eine zunehmende Gegnerschaft zu den USA sein. Im Zentrum dürfte dabei ein langwieriger Kampf um die technologische Vorherrschaft stehen.

Unternehmensgewinne profitieren von Kostendisziplin und billigerem Geld


Das vergangene Jahr an den chinesischen Aktienmärkten war von einer gewissen Unwucht gekenn-zeichnet: Während A-Aktien ein gutes Jahr 2019 verbuchten, fiel die Bilanz für chinesische „American Depositary Receipts“ (ADR) nur durchwachsen aus, für Hang-Seng-Papiere und H-Aktien sogar schlecht. Für das Jahr der Ratte erwarten wir eine ausgewogenere Wertentwicklung. A-Aktien und ADR dürften die Nase vorne haben, da sie stärker auf Unternehmen mit höherem Wachstum ausgerichtet sind. Gleichzeitig sollten sich jedoch Hang-Seng-Papiere und H-Aktien von den überverkauften Niveaus erholen. Triebfeder für die Aktienkurse wird vor allem das Gewinnwachstum der Unternehmen sein.

Für den MSCI-China-Index rechnen wir dabei mit einem Plus von über zwölf Prozent. Dazu sollten geldpolitische Lockerung wie die jüngste Senkung der Mindestreserveanforderungen für die Geschäftsbanken ebenso beitragen wie der Ersatz des Leitzinses der Regierung durch die „Loan Prime Rate“, die die Banken bei der Kreditvergabe zuvor nur ihren besten Kunden eingeräumt haben. Darüber hinaus sollte sich auch ein stabiler Wechsel-kurs des Renminbi positiv auswirken. Zusätzlich bemerken wir einen echten Kulturwandel bei chinesischen Unternehmen, deren Umsätze 2019 stärker als die Gewinne gesunken sein werden. Das deutet darauf hin, dass sich die Manager auf eine Senkung der Kosten konzentriert haben. Damit wäre die Basis für verbesserte Margen bei einem Anstieg der Umsätze gelegt, was dem Gewinnwachstum zugutekommen würde.

Gleichzeitig überzeugt das Bewertungsniveau verglichen mit Schwellenländern. Gelegenheiten können sich auch durch Börsengänge ergeben, deren Zahl angesichts eines verschlankten Prozederes und einer gut gefüllten Pipeline an Kandidaten zunehmen dürfte. Kreditfinanzierte Wertpapiergeschäfte werden unserer Einschätzung nach mit steigendem Vertrauen wieder zunehmen, allerdings von niedrigem Niveau aus. Unter dem Strich dürfte Selektivität angesichts der Differenzierung in der chinesischen Volkswirtschaft der Schlüssel zum Anlageerfolg an den Aktienmärkten sein.

Unternehmensanleihen könnten die Schattenbanken-Lücke füllen

Vorsichtig zuversichtlich sind wir mit Blick auf chinesische Unternehmensanleihen. Denn diese Anlageklasse kann die Lücke füllen, die durch den Rückgang des Schattenbankwesens entstanden ist. Daneben sehen wir, dass der Markt von Liquidität getrieben wird, die Jagd nach Rendite immer hektischere Züge annimmt und die Netto-Neuemissionen im kommenden Jahr wahrscheinlich geringer ausfallen und besser als 2019 zwischen Investment-Grade und Hochzinsanleihen ausbalanciert sein werden. Da noch dazu die Möglichkeiten für Anlagen in Schwellenländern außerhalb Asiens etwa aufgrund der Entwicklungen in Lateinamerika immer begrenzter werden, sollten chinesische Schuldtitel und dabei vor allem Hochzinsanleihen weiter ganz oben in der Gunst der Anleger stehen.

Gleichzeitig gehen wir jedoch davon aus, dass die Behörden zunehmend Ausfälle tolerieren werden, um den Markt verstärkt zu disziplinieren. Zusätzlich hat sich der Refinanzierungszyklus in den vergangenen Jahren beschleunigt, was schwächere Emittenten unter Druck setzen könnte. Auch haben wir Bedenken hinsichtlich Transparenz und Liquidität in bestimmten Teilsektoren, weshalb wir uns auf kurzfristige Papiere konzentrieren. Das Vermeiden von Abwärtsrisiken dürfte damit also insgesamt der sicherste Weg zum Anlageerfolg sein.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass im Jahr der Ratte ein geringeres, aber stabileres chinesisches Wachstum zu erwarten ist, das angesichts des „Phase 1“-Abkommens mit weniger Risiken als in den vorangegangenen Jahren einhergehen sollte. Wir sind dabei sowohl für Aktien als auch Unternehmens-anleihen grundsätzlich zuversichtlich, konzentrieren uns angesichts der steigenden Differenzierung innerhalb der Volkswirtschaft und bei den Unternehmen aber auf eine sehr genaue Auswahl unserer einzelnen Investments.

 

Veröffentlicht am: 25.01.2020

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