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Freitag, 19. April 2024
   
 

DWS Chart der Woche: Die Klimawende nach Putins Krieg

Die militärische Aggression Russlands in der Ukraine dürfte den Umstieg auf erneuerbare Energien weiter beschleunigen



Jedes Jahr findet am 22. April der Earth Day statt. 1970 lag der Schwerpunkt auf der Luft- und Wasserverschmutzung, in den letzten Jahrzehnten verstärkt auf der globalen Erwärmung.1) Diesmal dürften es die geopolitischen Vorteile von sauberer Energie sein, die für zusätzliche Mobilisierung sorgen.

Besonders in Europa ist die Sorge um Energiesicherheit derzeit groß. Wladimir Putins jüngster Krieg gegen die Ukraine dürfte den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen weiter beschleunigen.2) Bereits fünf Tage nach Kriegsausbruch trafen sich die Energieminister der Europäischen Union (EU) und vereinbarten, der Ukraine praktische Unterstützung zu leisten, die Widerstandsfähigkeit des europäischen Energiesystems zu stärken und die Umstellung auf grüne Energie zu forcieren.3)

Schnelle Maßnahmen sind zu begrüßen und könnten helfen, um die Gräueltaten von Putins Armee zu stoppen. Fossile Brennstoffe sind wichtige Einnahmequelle der russischen Regierung. Auch steckt der dortige Sektor in einer Überproduktionskrise, vor allem in der Ölförderung.4) Und abseits der Geopolitik gibt es ja schon lange mehr als genügend Argument für saubere Energie. Der jüngste ausführliche IPCC-Bericht warnt eindringlich vor der „eindeutigen Klimabedrohung“ für unseren Planeten und die menschliche Gesundheit.5)

Der Green Deal der EU sieht vor, den Anteil erneuerbarer Energien am Energiemix bis 2030 auf mindestens 40 Prozent zu erhöhen.6) Erneuerbare Energien werden immer billiger, zum Teil weil verschiedene europäische Programme ihre Entwicklung vorangetrieben haben. Auch im Rest der Welt verpflichten sich immer mehr nationale Regierungen zu sogenannten Netto-Null-Emissionen, also dazu, ab einem gewissen Zeitpunkt netto keine zusätzlichen Treibhausgase in die Atmosphäre freizusetzen. Insgesamt decken solche Versprechen inzwischen 90 Prozent des globales BIP ab.7)

Weltweit erreichte der Kapazitätszuwachs erneuerbarer Energien 2021 ein weiteres Rekordhoch; Prognosen zufolge werden erneuerbare Energien in den nächsten fünf Jahren rund 95 Prozent des globalen Kapazitätswachstums bei der Stromerzeugung ausmachen.6) Dennoch schätzt die Internationale Energieagentur (IEA), dass der Kapazitätsausbau bei erneuerbaren Energien, insbesondere bei Solar-PV und Wind, im Vergleich zu aktuellen Prognosen bis 2050 doppelt so schnell wachsen muss, um mit einem Netto-Null-Pfad für die gesamte Welt übereinzustimmen.8)

Entgegen der Absichten des Kremls dürfte Putins Krieg eine solche Beschleunigung vorantreiben, und zwar nicht nur durch zusätzliche Investitionen in erneuerbare Energien. Wie unser „Chart der Woche“ zeigt, würde eine zügige Umsetzung bestehender EU-Pläne die Abhängigkeit Europas von fossilen Brennstoffen erheblich verringern. Zusammen mit anderen Maßnahmen wie dem Einsatz von Wärmepumpen und Verbesserungen der Energieeffizienz könnte die EU den Bedarf an russischem Gas bis 2025 dauerhaft eliminieren, ohne dass es dazu zusätzlicher Infrastruktur für fossile Brennstoffe bedarf.9)

Der Bausektor ist ein typisches Beispiel, da auf Gebäude etwa 36 Prozent der Treibhausgasemissionen der EU entfallen - neben dem Betrieb auch beim Bau, Abriss und Sanierungen.10) Die Vorschläge der Kommission sind sinnvoll, könnten aber durch die Stärkung von Mindeststandards weiter verbessert werden.11) Die Kommission sollte auch wissenschaftlich fundierte Hypothekenportfoliovorschriften12) aufnehmen, was vor allem jenen 70 Banken helfen würde,  die bereits an der Energy Efficient Mortgage-Initiative teilnehmen.13)

In all diesen Bereichen scheint die EU gut aufgestellt, um dem Rest der Welt erneut zu zeigen, was bei entsprechendem politischem Willen rasch möglich ist. Veteranen des Earth Day wissen jedoch nur zu gut, dass die Umwandlung von Versprechen in Pläne und von Plänen in schnell umgesetzte Maßnahmen anhaltenden öffentlichen Drucks erfordert. So sind seit der Annexion der Krim durch Russland bereits acht lange Jahre vergangen, in denen die Abhängigkeit der EU von russischem Gas sogar um 24 Prozent zugenommen hatte.14) Die Welt kann es sich nicht leisten, eine solch katastrophale und politisch kurzsichtige Reaktion auf die jüngste Krise zu wiederholen.

1) Earth Day https://www.earthday.org/history/
2) From Deep Crisis, Profound Change - RMI
3) European Council (February 28, 2022) www.consilium.europa.eu/en/meetings/tte/2022/02/28/
4) The Economic Aspect of Russia’s War in Ukraine: Sanctions, Implications, Complications (Part One) - Jamestown
5) IPCC (February 2022). Climate change: a threat to human wellbeing and health of the planet. Taking action now can secure our future — IPCC
6) European Commission (July 2021) https://ec.europa.eu/clima/eu-action/european-green-deal_en
7) Net Zero Tracker (November 2021). Post-COP26 snapshot
8) IEA (December 2021). Renewables 2021. Analysis and forecast to 2026
9) EU can stop Russian gas imports by 2025 (raponline.org)
10) European Commission (February 2020). In focus: energy efficiency in buildings https://ec.europa.eu/info/news/focus-energy-efficiency-buildings-2020-lut-17_en
11) Dodge Data & Analytics, World Green Building Trends 2018
12) Climate Strategy and Partners 2021 https://www.climatestrategy.es/press/MortgagePortfolioStandardsREPORT2021.pdf
13) EEMI 2022 https://energyefficientmortgages.eu/
14) Eurostat 2022

 

Veröffentlicht am: 23.04.2022

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