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Freitag, 19. April 2024
   
 

Bitcoin ist ein Rückschritt in die monetäre Steinzeit

... so Ökonomie-Professor Jörg Bibow im Interview

In einer Studie für die Hans Böckler Stiftung hat sich der Ökonom Jörg Bibow mit digitalen Innovationen in der Finanzwirtschaft beschäftigt. Darin bescheinigt er Bitcoin, als Währung ungeeignet zu sein und fordert eine wirksame Regulierung von Kryptowährungen.

Im Interview mit Handelskontor-News.de erläutert er, wo eine solche ansetzen könnte – und welche sinnvollen Anwendungsgebiete er dennoch für die Blockchain-Technologie sieht.

Herr Bibow, Sie leben und lehren in Saratoga Springs in den Vereinigten Staaten. Wann haben Sie zuletzt etwas bar bezahlt?
Professor Jörg Bibow:
Das ist vermutlich Jahre her. Bargeld verwende ich hier im Grunde überhaupt nicht, das ist wirklich die ganz große Ausnahme. Ich muss mal überlegen… Es gibt seltene Gelegenheiten, aber es fällt mir wirklich nicht ein. Ich glaube, ich habe noch ein paar Dollar in meiner Geldbörse, aber auch keine Ahnung wie viel (lacht).

Was machen digitale Services mit der Sicherheit von Bezahlungen?
Professor Jörg Bibow:
Die große Frage ist, wer steht hinter diesen Diensten? Man kann nicht behaupten, dass Banken immer 100-prozentig sicher sind, aber mit dem Bankensystem haben wir zumindest ein lang etabliertes Geldsystem, das reguliert und überwacht wird. Und wenn es zu einer Krise kommt, dann gibt es Sicherungssysteme. Sprich: Der Schaden kann in der Regel begrenzt werden, wenn solche Dienste von Banken angeboten werden. Was bei neuen, innovativen Anbietern nicht zwangsläufig der Fall ist. Insofern muss man da sehr genau aufpassen. Wer steckt dahinter, sind die in irgendeiner Weise überwacht, oder sind es Verbrecher (lacht)? Ich meine, man darf sich da keine Illusionen machen. Geldemission und damit verbundene Dienste sind lukrativ, das lockt Verbrecher an.

Vor kurzer Zeit ist Coinbase an der US-Börse NASDAQ gestartet. Mit den dort gehandelten Kryptowährungen gehen Sie in Ihrer Studie recht hart ins Gericht. So schreiben Sie unter anderem: „Für Bitcoin und andere Kryptowährungen lässt sich als Zahlungsmittel, zumindest für legitime Zwecke, keinerlei Wohlfahrtsgewinn ausmachen.“ Warum misstrauen Sie diesem Zahlungsmittel?
Professor Jörg Bibow:
Speziell Bitcoin finde ich höchst suspekt. Und ich denke, es gibt auch hinreichend Beweise dafür, dass Bitcoin in erster Linie für illegale Machenschaften eingesetzt wird. Als Zahlungsmittel ist es absolut untauglich, das haben viele Studien deutlich gezeigt. Es ist einfach zu volatil. Preise werden nicht in der Geldeinheit Bitcoin ausgehandelt. Vielleicht gibt es Ausnahmen, aber Bitcoin ist als Währung nicht geeignet. Es ist ein rein spekulatives Finanzprodukt, das auch eine Naturkatastrophe ist, weil der Energieverbrauch immens ist. Ich kann da keine positiven Aspekte finden. Was keine Kritik an der Technologie an sich ist. Die zugrundeliegende Technologie ist für vielerlei Produkte, auch im Finanzsystem, vermutlich sehr nützlich. Aber als Währung ist es meines Erachtens ein gigantischer Rückschritt in die monetäre Steinzeit.

Sie hatten vorhin den Energieverbrauch beim Schürfen von Bitcoin angesprochen. Man findet auch Stimmen, die behaupten, durch das Schürfen von Bitcoin könnten teilweise abgelegene erneuerbare Energiequellen nutzbar gemacht werden, weshalb der hohe Energieverbrauch kein so großes Problem sei. Was ist davon zu halten?
Professor Jörg Bibow:
Das scheint mir ein unsinniges Argument zu sein. Man könnte überlegen, wie man vernünftige Produkte dort produzieren lässt, wo diese Energie entsteht. Dort das in meinen Augen völlig unsinnige Produkt Bitcoin zu erzeugen, macht die Sache für mich nicht besser.

Sie hatten bereits darauf hingewiesen, dass Sie für die Blockchain-Technologie, wenn schon nicht im Bereich Kryptowährungen, dennoch sinnvolle Anwendungsbereiche sehen. Woran denken Sie?
Professor Jörg Bibow:
Ein interessantes Beispiel ist der internationale Handel. Dieser ist sehr komplex, weil es mit großen Risiken verbunden ist, in weiter Ferne mit Leuten zu handeln. Für den Bereich scheint Blockchain eine starke Vereinfachung von Transaktionen zu ermöglichen. Andere Beispiele gibt es im Finanzbereich. Hier wird unter anderem getestet, wie man für Clearing- oder Sammelstellen durch Krypto-Assets leichtere Verfahren schaffen kann, die das System effizienter machen würden. Die Technologie scheint mir sehr nützlich zu sein. Das ist nicht meine Kritik. Meine Kritik gilt allein der Anwendung im Bereich Kryptowährungen.

Foto: Pixabay

 

Veröffentlicht am: 28.04.2021

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