Die Sommermonate werden für viele beruflich eingebundene Mütter bisweilen zur Zerreißprobe. Ob Unternehmerin oder Angestellte: Wenn in der Ferienzeit viele Kindertagesstätten für mehrere Wochen ihre Pforten schließen, bleibt den Müttern häufig nur, selbst Urlaub zu nehmen oder im privaten Rahmen eine Betreuung für ihre Kleinen zu organisieren. Tagesmütter können hier eine Alternative sein, denn ihre Angebote sind meist deutlich flexibler und kommen den Eltern bei der Betreuungsorganisation vielfach entgegen.
Die von der Bundesregierung angestrebte Ausweitung der Betreuungsmöglichkeiten für Kinder unter drei Jahren in Verbindung mit einem neuen Gütesiegel für Tagesmütter können berufstätigen Müttern den Balanceakt zwischen beruflichem Engagement und Familie in Zukunft erleichtern: Bis zum Jahr 2013 soll im Rahmen des Aktionsprogramms Kindertagespflege des Bundesfamilienministeriums die Betreuungsquote für unter dreijährige Kinder auf 35 Prozent erhöht werden.
Bundesministerin Ursula von der Leyen: „Tagesmütter bieten kompetente und flexible Kinderbetreuung in familiärer Atmosphäre – das kommt vor allem den Bedürfnissen von Eltern mit kleinen Kindern entgegen. Gerade Selbständige sind auf flexible Angebote auch in den Randzeiten angewiesen. Da haben wir in Deutschland noch Nachholbedarf. Deswegen fördert der Bund nicht nur den Ausbau der Plätze , sondern auch die Qualifikation der Frauen.“
Bereits heute zeigt sich, dass Frauen gerade dann ihr berufliches und unternehmerisches Potenzial am besten ausschöpfen können, wenn sie auf ihren Lebensumständen adäquate Möglichkeiten der Kinderbetreuung zurückgreifen können. So illustriert eine aktuelle Studie des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung eine starke Korrelation von zur Verfügung stehenden Betreuungsangeboten und der Erwerbsquote von Frauen. In Ostdeutschland beispielsweise, wo bereits je nach Bundesland für ein Drittel bis zur Hälfte der unter dreijährigen Kinder Betreuungsplätze existieren, liegt die Frauenerwerbsquote trotz wirtschaftlich schwierigerer Lage mit 73,4 Prozent deutlich höher als in den alten Bundesländern, wo lediglich 67,1 Prozent der Frauen erwerbstätig sind – und nur für sieben bis 22 Prozent der unter dreijährigen Kinder Plätze in Krippen oder bei Tagesmüttern zur Verfügung stehen.
„Das Aktionsprogramm ist ein positives Signal für alle Frauen, die unternehmerisch tätig sind oder werden wollen. Darüber hinaus erleichtert die Ausweitung der Betreuungsmöglichkeiten für Kleinstkinder Frauen, die in anderen Gebieten unternehmerisch aktiv werden wollen, sich im von ihnen gewünschten Maß einer Unternehmensgründung zu widmen, in dem Wissen, dass sie bei der Betreuung ihrer Kinder auf professionelle Unterstützung zählen können“, so Iris Kronenbitter, Projektleiterin der bundesweiten gründerinnenagentur (bga).
Die bundesweite gründerinnenagentur (bga) als einziges bundesweites Service- und Kompetenzzentrum zur unternehmerischen Selbstständigkeit von Frauen über alle Branchen und Phasen der Existenzgründung und des Unternehmensaufbaus unterstützt Frauen mit ihrem deutschlandweiten Netzwerk, dem mehr als 1.600 Expertinnen und Experten der Gründungsförderung und Beratung angehören, dabei, ein eigenes Unternehmen zu gründen oder bereits bestehende Firmen, die auf der Suche nach einer Nachfolgeregelung sind, zu übernehmen.
Zukunftsmarkt soziale Dienstleistungen: Einheitliche Qualifikation für Tagesmütter als Gütesiegel und Chance für transparente Angebote
Der Markt der sozialen Dienstleistungen gehört zu den Zukunftsbranchen mit besonderen Wachstumspotenzialen und ist für viele Frauen das bevorzugte Segment für eine berufliche Selbstständigkeit. Laut Institut für Mittelstandsforschung Mannheim gründen 21 Prozent aller Unternehmerinnen im Sektor der privaten Dienstleistungen, weitere zwölf Prozent im Gesundheits- und Sozialwesen. Mit der Einführung des Gütesiegels für Tagesmütter wird dieser Berufszweig nun noch attraktiver, da evaluierte Qualitätskriterien eine solide Basis schaffen, um die Betreuungsdienstleistungen seriös und angemessen zu vermarkten.
Im Rahmen des Aktionsprogramms kann die für Tagesmütter notwendige Mindestqualifizierung durch Maßnahmen der Bundesagentur für Arbeit gefördert und durch Mittel aus dem Europäischen Sozialfonds ergänzt werden. So wird es Existenzgründerinnen erleichtert, auf ihre persönlichen Ausgangsvoraussetzungen zugeschnittene Weiterbildungsmaßnahmen zu besuchen und die daraus resultierende Qualifikation in eine gewinnbringende Selbstständigkeit münden zu lassen. Seiteneinsteigerinnen haben so die Chance, sich ohne langwierige Berufsausbildung in zeitlich überschaubarem Rahmen das notwendige Know-how anzueignen. Neben Neueinsteigerinnen adressiert das Aktionsprogramm auch Erzieherinnen, Kinderpflegerinnen und Sozialassistentinnen, die sich im Bereich der Kinderbetreuung selbstständig machen wollen. Für diese Berufsgruppe wurde ein eigenständiges Weiterbildungscurriculum entwickelt.
Laut Schätzungen des Bundesfamilienministeriums werden in den kommenden Jahren rund 30.000 neue Tagespflegekräfte benötigt, um die angestrebte Betreuungsquote von 35 Prozent der unter dreijährigen Kinder zu erreichen, so dass hier vor allem in den bisher besonders unterversorgten Regionen Deutschlands für Frauen ein interessantes Feld für eine berufliche Selbstständigkeit entsteht. Darüber hinaus zeigen verschiedene Studien, dass vor allem in den gutverdienenden Haushalten die Bereitschaft, in das Wohl der eigenen Kinder zu investieren, beträchtlich wächst. Einer repräsentativen Studie des Verbraucherschutzministeriums aus dem Jahr 2005 zufolge ist für 79 Prozent der Bundesbürger die gesunde Ernährung ihrer Kinder der wichtigste Motivationsfaktor, auf – teurere – Bioprodukte umzusteigen. In gutsituierten Haushalten liegen die Ausgaben für die Gesundheit der Kinder vier bis zwölf Mal so hoch wie in Haushalten mit geringem Einkommen. Von dieser erhöhten Ausgabebereitschaft dürften auch Gründerinnen im Bereich der Kinderbetreuung profitieren, zumal maßgeschneiderte Angebote wie sie von Tagesmüttern gemacht werden können, in den Augen vieler Eltern immer noch Mangelware sind.
„Die Nachfrage am Markt verdeutlicht, dass der wachsende Bedarf von Eltern an möglichst flexiblen Lösungen für die Kinderbetreuung nicht alleine von öffentlichen Einrichtungen abgedeckt werden kann. Die neuen Fördermaßnahmen erleichtern es gründungsinteressierten Frauen, die ihre berufliche Zukunft in der Kinderbetreuung sehen, in diesem Sektor Fuß zu fassen und sich hier eine Existenz aufzubauen. Das Modell Tagesmutter eignet sich dabei sowohl für Gründungen in Vollzeit als auch für Frauen, die – weil sie möglicherweise parallel noch eigene Kleinkinder betreuen – zunächst nur eine Teilzeit-Selbstständigkeit anstreben. Gerade diese Flexibilität macht das Berufsfeld für viele Frauen besonders attraktiv. Die bundesweite gründerinnenagentur unterstützt mit ihren Regionalrepräsentanzen in allen Bundesländern angehende Tagesmütter dabei, die auf dem Weg in die Selbstständigkeit auftretenden Fragen zu lösen. Durch die Möglichkeit einer öffentlichen Förderung der Betreuung durch Tagesmütter im Rahmen von Zuschüssen, aber auch durch die eingeführte Pflicht zur Kranken- und Rentenversicherung ist es für angehende Tagesmütter ratsam, im Vorfeld einer Existenzgründung im Zuge eines Businessplans genau zu eruieren, welches Geschäftsmodell für sie am tragfähigsten ist“, so bga-Projektleiterin Iris Kronenbitter.
Neben der „kleinen“ Lösung, bei der eine Tagesmutter bis zu fünf Kinder in ihren privaten Räumen betreuen kann, ist im Zuge des 2008 von der Bundesregierung verabschiedeten Kinderförderungsgesetzes auch vorgesehen, die privat-gewerbliche Kinderbetreuung weiter zu stärken. So sollen künftig nicht nur gemeinnützige Träger staatliche Zuschüsse für den Aufbau von Kinderbetreuungseinrichtungen erhalten, sondern auch gewinnorientierte Betreiber von Krippen wie beispielsweise Betriebskindertagesstätten. Diese gezielte Unterstützung privatwirtschaftlicher Initiativen lässt es für Gründerinnen zunehmend attraktiver werden, in diesem Segment ein Unternehmen mit größeren Kapazitäten für die Kinderbetreuung zu gründen.
„Die gezielte Gründung von Tagesstätten ist vor allem für Frauen interessant, die mit der Kinderbetreuung eine Vollzeitselbstständigkeit anstreben, denn im Zuge der eingeführten Pflicht zur Kranken- und Rentenversicherung ist die Einzelselbstständigkeit als Tagesmutter vor allem als Nebenverdienst attraktiv, während sich größere Verdienstpotenziale eher erschließen, wenn mit den Eltern privatwirtschaftliche Verträge geschlossen werden“, so bga-Projektleiterin Iris Kronenbitter.
Bessere Kinderbetreuung mobilisiert die unternehmerischen Potenziale von Frauen für die Sicherung des Wirtschaftsstandorts Deutschland
Die Förderung von Tagesmüttern schafft nicht nur unmittelbar neue Betätigungsfelder für Frauen, die den Schritt in die Selbstständigkeit im Sozialwesen gehen wollen, sondern kommt auch (angehenden) Unternehmerinnen, die in anderen Branchen tätig sind, zugute. Bis 2013 sollen durch das Maßnahmenpaket der Bundesregierung insgesamt 750.000 neue Betreuungsplätze für Kinder geschaffen werden, was die Chancen für beruflich engagierte Frauen erhöht, eine für sie und ihre Familien angemessene Betreuungslösung für ihre Kinder zu finden, und es ihnen so erleichtert, den Spagat zwischen ihrer Rolle als Unternehmerin und Mutter ohne Reibungsverluste zu bewältigen.
Die Erfahrungen der bundesweiten gründerinnenagentur bei der Begleitung von Gründerinnen und bereits etablierten Unternehmerinnen zeigen immer wieder, dass für gründungsinteressierte Frauen die Balance zwischen beruflichem Engagement und einem erfüllten Familienleben mit Kindern gegeben sein muss. Da vor allem in der Aufbauphase eines Unternehmens die zeitlichen Belastungen meist besonders hoch sind und in der Frage der Kinderbetreuung Flexibilität notwendig ist, kommt die Erweiterung des Betreuungsangebots für Kinder damit allen Unternehmerinnen in Deutschland zugute und somit auch dem Wirtschaftsstandort Deutschland. Aufgrund der demografischen Entwicklung und mit Blick auf den sich trotz momentaner Wirtschaftskrise bereits abzeichnenden Mangel an Fachkräften erscheint es dringend geboten, die unternehmerischen Potenziale von Frauen so weit wie möglich zu nutzen, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zu erhalten.
„Bei der Planung einer Existenzgründung stehen für Frauen nicht nur wirtschaftliche und fachliche Fragen im Vordergrund, denn viele moderne Frauen wollen heute beides: In der Rolle als Unternehmerin erfolgreich sein, aber auch ein glückliches Familienleben führen. Dieses weibliche Unternehmerpotenzial kommt dabei der gesamten Volkswirtschaft zugute, denn mutige Unternehmerinnen schaffen meist nicht nur für sich selbst eine Existenzgrundlage, sondern auch weitere Arbeitsplätze, so dass die Gesellschaft insgesamt profitiert“, so bga-Projektleiterin Iris Kronenbitter.
Weitere Informationen zum Aktionsprogramm Kindertagespflege der Bundesregierung:
www.esf-regiestelle.eu > Aktionsprogramm Kindertagespflege
bga-Faktenblatt Nr. 13: Gründungen von Frauen im Wachstumsmarkt Gesundheit und Soziales, PDF-Download unter www.gruenderinnenagentur.de > Information > Fakten & Forschung > bga-Publikationen
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